Schönung
Schönung – wenn der Wein sich hübsch macht
Man stelle sich vor: Der junge Wein ist eigentlich schon fertig, aber ein bisschen trüb, kantig oder unruhig. Jetzt kommt ein letzter Feinschliff – ein sanftes Aufräumen, Polieren, Glätten. Genau das ist die Schönung: Ein freiwilliger Kosmetiktermin für den Wein, bevor er auf die Flasche kommt.
Was ist Schönung eigentlich genau?
Bei der Schönung (auch „Klärung durch Bindung“) werden dem Wein bestimmte natürliche Hilfsstoffe zugesetzt, um unerwünschte Partikel, Trübstoffe oder Gerbstoffe zu binden. Diese Stoffe setzen sich anschließend ab – und können zusammen mit den gebundenen „Störenfrieden“ entfernt werden.
Wichtig: Die Schönung verändert den Charakter des Weines nicht grundlegend, sondern sorgt für Klarheit, Stabilität und Harmonie.
Warum wird ein Wein geschönt?
-
Klarheit: Um Trübungen zu entfernen, die sich später in der Flasche absetzen könnten.
-
Stabilität: Damit sich bei Lagerung keine Schleier oder Kristalle bilden.
-
Harmonie: Um übermäßige Bitterstoffe oder kantige Tannine zu mildern.
-
Feinabstimmung: Für ein rundes, weiches Mundgefühl.
Welche Mittel werden verwendet?
Ganz verschiedene – je nachdem, was man aus dem Wein entfernen möchte:
-
Bentonit (Tonmineral): Bindet Eiweiße – besonders bei Weißwein gängig.
-
Aktivkohle: Entfernt unerwünschte Geruchs- oder Farbstoffe.
-
Eiweiß, Gelatine oder Hausenblase (Fischblase): Binden Gerbstoffe, machen den Wein weicher.
-
Erbsen- oder Kartoffelprotein: Pflanzliche Alternativen – vegan und ebenfalls effektiv.
Und keine Sorge: Die zugesetzten Mittel werden nach der Schönung wieder entfernt – im fertigen Wein bleiben keine Rückstände zurück.
Ist Schönung immer nötig?
Nein – viele Winzer verzichten ganz bewusst darauf, besonders bei:
-
Naturweinen
-
Minimalinvasiver Kellerarbeit
-
Weinen mit bewusst „ecken und kanten“
Andere nutzen sie gezielt, um einen Wein für den Markt zu stabilisieren und zugänglicher zu machen. Es ist also eine Stilfrage – keine Qualitätsfrage.
Fazit: Sanft gebändigt
Die Schönung ist kein Make-up, das kaschiert – eher ein Haarschnitt und ein bisschen Pflege, bevor es ins Rampenlicht geht. Ein gut geschönter Wein zeigt sich von seiner besten Seite, ohne seine Persönlichkeit zu verlieren. Und das schmeckt man.