Botrytis Cinerea

Botrytis cinerea ist ein Schimmelpilz, der vor allem in der Weinproduktion bekannt ist, da er die Grundlage für die Herstellung von edelsüßen Weinen wie Beerenauslese und Trockenbeerenauslese bildet. Dieser Pilz wird auch als „Edelfäule“ bezeichnet, da er unter bestimmten Bedingungen die Trauben aufwertet und zu besonders aromatischen, süßen und komplexen Weinen führt. Gleichzeitig kann er unter ungünstigen Umständen auch Schäden an den Trauben verursachen und die Qualität mindern.
Botrytis cinerea und seine Rolle in der Weinproduktion:

Edelfäule und ihre Wirkung auf die Trauben:
Botrytis cinerea tritt normalerweise unter bestimmten klimatischen Bedingungen auf, wenn die Trauben nachts in einem feuchten Mikroklima (wie Nebel oder Regen) und tagsüber bei sonnigem Wetter reifen. Dies begünstigt den Pilz, der die Traubenhaut durchdringt und dabei Wasser aus den Trauben entzieht.
Diese Dehydrierung führt dazu, dass der Zucker- und Aromengehalt in den verbleibenden Trauben stark ansteigt, da die Trauben klein und schrumpelig werden, aber ihre Aromen konzentriert werden. Dies führt zu besonders süßen und aromatischen Weinen, die eine hohe Zuckerkonzentration aufweisen.

Herkunft und Klima:
Botrytis cinerea entwickelt sich besonders gut in Regionen, in denen sich feuchte Bedingungen (Nebel) mit warmen, trockenen Tagen abwechseln. Solche klimatischen Bedingungen finden sich häufig in bestimmten Flusstälern, wie dem Sauternes-Gebiet in Bordeaux oder der Tokaj-Region in Ungarn, aber auch in anderen bekannten Weinbaugebieten.
Der Botrytis-Pilz tritt auch in Gebieten auf, die mit einem hohen Nebelaufkommen oder mit feuchten, kalten Nächten verbunden sind, wodurch eine ideale Umgebung für die Entwicklung des Pilzes entsteht.

Weine aus Botrytis-verseuchten Trauben:
Weine, die aus botrytisierten Trauben hergestellt werden, zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Süße, Komplexität und Aromenvielfalt aus. Zu den charakteristischen Aromen gehören Honig, getrocknete Früchte (wie Aprikosen und Pflaumen), Gewürze und eine gewisse nussige oder florale Note. Diese Aromen entwickeln sich besonders stark, je länger der Wein reift.
Solche Weine, wie Sauternes oder Tokaji Aszú, sind berühmt für ihre Fähigkeit, lange zu reifen und im Laufe der Jahre immer reichhaltiger und vielschichtiger zu werden.

Ernte und Verarbeitung:
Die Trauben, die von Botrytis cinerea befallen sind, werden handverlesen, da nur die besten und reifsten Trauben mit der Edelfäule für die Weinproduktion geeignet sind. Diese Trauben sind oft klein und schrumpelig, aber sie sind reich an Zucker und Aromen.
Die Ernte ist in der Regel eine sehr aufwendige Arbeit, da jede Traube einzeln geprüft und gepflückt werden muss, um sicherzustellen, dass nur die gewünschten Trauben mit der Edelfäule verwendet werden.

Risiken und Herausforderungen:
Während Botrytis cinerea bei den richtigen Bedingungen zu edelsüßen Weinen führt, kann derselbe Pilz unter ungünstigen Bedingungen auch zur Entwicklung von fauligen und krankhaften Trauben führen, die den Wein negativ beeinflussen. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Feuchtigkeit zu hoch ist oder die Trauben nicht rechtzeitig geerntet werden, was zu einem hohen Pilzdruck führt.

Famous Weine mit Botrytis cinerea:
Sauternes (Frankreich): Einer der bekanntesten Weine, der aus Botrytis-verseuchten Trauben hergestellt wird. Dieser edelsüße Wein aus der Bordeaux-Region hat weltweiten Ruhm erlangt.
Tokaji Aszú (Ungarn): Ein weiterer legendärer Botrytis-Wein, der aus der Tokaj-Region stammt. Tokaji Aszú ist bekannt für seine reiche Süße und komplexe Aromen.
Beerenauslese und Trockenbeerenauslese (Deutschland und Österreich): Diese Weine sind aus von Botrytis befallenen Trauben hergestellt, die eine hohe Zuckerkonzentration und tiefgründige Aromen bieten.